2021 sind Kostensätze zwischen 25 und 30 Euro pro Stunde für nicht qualifizierter Elternassistenz von verschiedenen Leistungsträgern anerkannt.
Kalkulationshilfen für Elternassistenz als Sachleistungen oder als Persönliches Budget bietet der bbe e. V. oder auch die EUTB-Stellen bundesweit.


Die rechte Hand – Elternassistenz und persönliche Assistenz als Arbeitgeberin mit Persönlichen Budget:
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Elternassistenz – Rechtsgrundlagen und Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten aus dem Alltag behinderter Eltern und ihrer Kinder mit Assistenz aus persönlicher und beruflicher Sicht – Hausarbeit zur 12. Peer – Counseling – Weiterbildung von Sonja Schmitt
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Der Bericht eines inzwischen erwachsenen Kindes sehbehinderter Eltern zeigt, wie wichtig es für die Kinder sein kann, Elternassistenz einzusetzen. Der Bericht ist hier einzusehen.


Muttersein nach Schlaganfall – wie kann das gehen? Erfahrungsbericht über Elternassistenz Mein Schlaganfall war 3 Jahre her, als ich merkte, dass ich schwanger bin. Wie sollte das gehen? Viele Fragen schossen mir durch den Kopf: Ein Baby wickeln mit einem Arm? Mit dem Kind auf dem Boden spielen, wenn ich nur unter Schmerzen wieder hoch komme? Wer trägt mir den Kinderwagen die Treppen hinunter, damit ich mit dem Kind zum Arzt, zum Einkaufen oder auf den Spielplatz kann? Wer passt auf das Kind auf, wenn ich bei meiner regelmäßigen Physiotherapie schwitze?
Ich ging auf die Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten bei Anbietern der Behindertenhilfe. Die umfangreichsten Informationen bekam ich im Herbst 2012 beim Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern – bbe e. V., die gerade dabei waren, ein Modellprojekt für Elternassistenz in Hannover aufzubauen. Hier erfuhr ich, dass ich nicht die einzige war, die bei der Versorgung eines Babys Unterstützung benötigte. Noch in der Schwangerschaft half mir die Mitarbeiterin beim bbe e. V. bei der Antragstellung für die Elternassistenz. Da ich in meiner Situation mit Baby auch meinen Haushalt nicht mehr allein bewältigen konnte, beantragte ich gleichzeitig Hilfe in Haushalt und bei Behördengängen, denn es kamen noch viele Anträge und Erledigungen auf mich zu, von denen ich mich hochschwanger und nach der Geburt alleinerziehend völlig überfordert fühlte. Im 6. Monat lernte ich eine mögliche Elternassistentin kennen und konnte mir gut vorstellen, dass sie mir nach der Geburt zur Seite stehen würde. Aber die Bewilligung ließ auf sich warten. So beantragte ich erst einmal eine Familienhebamme, die neben der Nachsorge auch später noch mit Rat und Tat zur Seite stand und mir viele Tipps gegeben hat, wie ich das neugeborene Kind auch einhändig wickeln und füttern konnte. Vor der Bewilligung der Hilfen musste ich nachweisen, dass ich von Niemanden anderen Hilfe bekomme. Das war ein großer Aufwand in der Schwangerschaft, bei der man sich doch in erster Linie auf das Kind freuen sollte. Ich musste mehrfach erklären, warum ich meinen Haushalt ohne Kind noch allein bewältigen konnte und mit Kind nicht mehr alles allein schaffen konnte, ohne das Kind zu vernachlässigen. Da es mein erstes Kind war, war das nicht einfach, aber die Erfahrungen anderer Eltern mit Behinderung halfen mir hier, die Zukunft besser einschätzen zu können. Für die antragsbearbeitenden Mitarbeiter/innen der Stadt und Region Hannover war es wichtig, dass ich alles gut begründete, denn sie konnten sich auch nicht vorstellen, welche Hilfen ich konkret brauchen könnte. Nach vielen Nachfragen seitens des Sozialamtes bekam ich dann kurz nach der Geburt meines Kindes die Zusage für 18 Stunden Elternassistenz und 1,5 Stunden Haushaltshilfe pro Woche. Die Elternassistenzkraft begann schon im Wochenbett, bei mir zu arbeiten, die ersten zwei Wochen bekam ich Hilfe über die Krankenkasse, danach Elternassistenz vom Sozialamt über Eingliederungshilfe. Sie hilft mir beim Wickeln und Ankleiden meines inzwischen sehr beweglichen und mitunter ungeduldigenen Babys, macht die Kinderwäsche, hat ihn gefüttert, bis das Kind die Technik raus hatte und auch mit mir geduldig war. Sie trägt mir den Kinderwagen die Treppen herunter und wieder hinauf, geht mit uns einkaufen und rennt hinter dem Kind her, wenn es auf dem Spielplatz mal wieder zu schnell für mich ist. Auch im Haushalt ist sie mir eine große Hilfe, weil sie Dinge viel schneller erledigt und so mehr Zeit für mein Kind habe. 1,5 Stunden in der Woche ist mitunter aber sehr wenig, mitunter bleibt doch einiges liegen und muss abends erledigt werden, wenn ich eigentlich schon zu müde bin und meine Spastik wiedermal große Schmerzen verursacht. Dann bleiben mir manchmal nur Medikamente, um die Situation zu retten. Einige Fragen blieben lange ungeklärt: Wer zahlt Elternassistenz bei Physiotherapie? Erst ein Gerichtsverfahren zum einstweiligen Rechtsschutz bestätigte, dass auch diese Leistung von der Eingliederungshilfe beim Sozialamt übernommen werden muss. Wer bezahlt für die Haushaltshilfe bei der Zubereitung meiner Mahlzeiten, die ich allein nicht mehr schaffe, wenn mein Kind ständig in der Wohnung herumkrabbelt und raus will? Ich brauche aufgrund meiner Halbseitenlähmung für alles viel mehr Zeit, die Geduld dafür hat mein Kind mit 10 bis 15 Monaten selten aufgebracht. Nicht nur Nachbarn machten sich Sorgen, wenn ich mal wieder nicht schnell genug auf die Bedürfnisse meines Kindes reagieren konnte. Auch ich wünschte mir in mancher Situation mehr Hilfe, zeitlich planbar sind diese Situationen mit einem Kleinkind aber schlecht. So fuhr ich oft mit Kind zu Bekannten und Freunden, die mich dann für ein paar Tage unterstützten, wenn die Elternassistenzstunden aufgebraucht waren. Eine Dauerlösung war das auch nicht. Ein anderes Problem ist die Einkommens- und Vermögensabhängigkeit der Elternassistenz über Eingliederungshilfe. Da ich seit meinem Schlaganfall erwerbsunfähig bin, bekomme ich Rente. Mit Elterngeldzahlung und Unterhaltsvorschuss überstieg mein Einkommen aber diese Grenze, also blieben mir nur die Rente und das Kindergeld für alle Kosten. Wenn ich nicht über Spenden und die Krankenkasse Unterstützung bekommen hätte, wäre es kaum möglich gewesen, ein barrierefreies Kinderbett und einen Kinderwagen zu kaufen, die ich mit einer Hand auch benutzen kann. Auch hier halfen mir die Mitarbeiterin des bbe e. V. und die Sozialarbeiterin des Jugendamtes Hannover bei der Beantragung. Ohne Unterstützung bei Behördengängen durch die Mitarbeiterin des bbe e. V. hätte ich das alles im ersten Jahr nicht so gut geschafft. Mein Kind hat altersgerecht laufen gelernt, will oft raus und geht nun bald in eine Krippe. Die Hilfen müssen dann neu organisiert werden. Zukünftig brauche ich morgens Hilfe, damit ich mein Kind, auch wenn es mal keine Geduld mit mir hat, pünktlich in die Kita bringen kann. Dann kann ich die Physio- und Ergotherapie machen, wenn mein Kind in der Krippe ist. Haushaltshilfe und Elternassistenz werde ich auch weiterhin brauchen, zumindest so lange, bis sich mein Kind selbst anziehen kann und ich ihn nicht mehr mit Kinderwagen in die Wohnung tragen muss. Auch auf den Spielplatz kann ich zurzeit nicht allein mit ihm gehen, er ist viel zu schnell unterwegs und krabbelt bzw. läuft mir davon. Manche Hilfen brauche ich vermutlich noch eine Weile, auf andere kann ich bald verzichten. Die Hilfen (Haushaltshilfe, Elternassistenz und Unterstützung bei Behördenangelegenheiten über Eingliederungshilfe) habe ich seit einem Jahr über ein Persönliches Budget beantragt und ausgezahlt bekommen, so kann ich mir alle Hilfen von einem Anbieter einkaufen. Das kommt mir und vor allem meinem Kind sehr entgegen. Ein häufigerer Wechsel der Hilfepersonen wäre sicher nicht hilfreich gewesen. Mit dem bbe e. V. war ich inzwischen schon 2 Mal bei Familienseminaren mit anderen Eltern mit Behinderung zusammen in Thüringen. Das war sehr bereichernd für mich, weil ich dort von anderen Eltern mit Behinderungen Tipps und Tricks abgucken konnte, wie sie mit anfallenden Problemen umgehen. Auch mein Kind kann dort lernen, dass es andere Kinder gibt, denen nicht nur die eigenen Eltern die Sachen anziehen. Auch bei anderen Kindern machen das Assistenzkräfte nach Anleitung der Eltern. In die Selbsthilfegruppe behinderter Eltern in der Region gehe ich mit meinem Kind. Wir tauschen uns über barrierefreie Freizeitmöglichkeiten aus, backen Weihnachtsplätzchen und geben unsere Erfahrungen bei der Alltagsbewältigung an neue Eltern weiter.

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